Evaluationstoolkit

„Das Evaluationshandbuch für Finanzbildungsmaßnahmen“

Die Aufgabe der Finanzbildung liegt darin, die Menschen in ihrem persönlichen Geldleben langfristig zu unterstützen. Ein vorsichtiger Umgang mit dem verfügbaren Geld und finanzielle Vorsorge für die Zukunft sind dabei wichtige Aspekte. Darüber hinaus stellt die Digitalisierung auch in Geldfragen eine wachsende Herausforderung dar. Auf nationaler und internationaler Ebene bestehen immer größer werdende Bestrebungen, die Finanzbildung zu fördern und so den Menschen zu mehr finanzieller Eigenermächtigung zu verhelfen. Aufgrund unterschiedlicher Zielgruppen (z. B. Schüler:innen, Eltern, Berufstätige, Senior:innen), der Vielfalt an relevanten Themen und der unterschiedlichen Relevanz je nach Lebenslage, bedarf es einer großen Palette an Finanzbildungsmaßnahmen, welche die jeweiligen Bedürfnisse adressieren.

Ob die jeweiligen Maßnahmen auch die beabsichtigte Wirkung erzielen, lässt sich im Rahmen von Evaluationsstudien feststellen, welche empirische Evidenz liefern können. Je nach Maßnahme und Kontext sind verschiedene Methoden der Evaluation zu bevorzugen. Die Wahl einer geeigneten Methode, die Planung und Durchführung einer Evaluation, sowie auch die Interpretation der erhaltenen Ergebnisse sind nicht trivial und mit diversen Herausforderungen verbunden. Es gibt bereits einige konzeptionelle Handbücher bzw. Toolkits, die hier helfen können und eine Guideline für Evaluationsforschung im Bereich der Finanzbildung bieten. Hier zu erwähnen sind zum Beispiel das Evaluationstoolkit der Weltbank1 sowie grundlegende Arbeiten der OECD2 zur Evaluation von nationalen Finanzbildungsstrategien. Aufbauend auf bzw. ergänzend zu diesen Arbeiten entwickeln wir ein eigenes Handbuch. Grund dafür sind neue Entwicklungen und Herausforderungen im Bereich der Finanzbildung, welche in bereits bestehenden Werken noch nicht abgedeckt wurden. Dies ist nicht überraschend, da sich die Finanzwelt ständig verändert und die Finanzbildung darüber hinaus ein relativ junges Forschungsfeld ist, welches sich entsprechend weiterentwickelt.

Das Evaluationshandbuch der Gruppe Finanzbildung der OeNB wird drei separate Teile umfassen. Der erste Teil gibt einen Überblick über die historische Entwicklung der wissenschaftlichen Finanzbildungsliteratur im Hinblick auf Theorien und Konzepte von financial literacy („Finanzbildung“). Der zweite Teil enthält eine Zusammenfassung der Literatur zu den folgenden Fragen: 1) welche Finanzbildungsmaßnahmen wirken 2) für wen 3) in welchem Kontext und 4) warum?

Der dritte Teil, der Hauptteil des Handbuchs, befasst sich schließlich mit den methodischen Leitlinien zur Gestaltung und Durchführung umfassender und fundierter Evaluationsstudien im Kontext von Finanzbildung. Verschiedene Evaluationsansätze (qualitativ, quantitativ, Mixed Methods) werden vorgestellt und es wird auf ihre jeweiligen Voraussetzungen, Vorteile, Nachteile und Herausforderungen eingegangen. Hierbei immer entscheidend ist der Evaluationskontext. Ein besonderer Fokus liegt auf der Anwendung von qualitativen Methoden sowie Mixed Methods, deren Bedeutung in den letzten Jahren gewachsen ist. Obwohl sich die Guidelines vor allem mit der Evaluation einzelner Maßnahmen beschäftigen, werden darüber hinaus auch Ansätze zur Evaluation nationaler Finanzbildungsstrategien (welche der gesamten Bevölkerung zugutekommen sollen) besprochen.

 

1 Yoong, Joanne, Kata Mihaly, Sebastian Bauhoff, Lila Rabinovich, and Angela Hung. 2013. Toolkit for the Evaluation of Financial Capability Programs in Low and Middle-Income Countries. Washington DC: World Bank. Copy at https://tinyurl.com/yd58758o

2 OECD (2022), OECD/INFE Toolkit for Measuring Financial Literacy and Financial Inclusion 2022, www.oecd.org/financial/education/2022-INFE-Toolkit-Measuring-Finlit-Financial-Inclusion.pdf