Das kleine 1+1: Förderung von Finanzbildung + Zahlenverständnis im Kindergarten
Autorin: Julia Jakob
Schon im Kindergarten begegnen Kinder dem Thema Geld – etwa beim Spielen im Einkaufsladen, beim Zählen von Münzen oder beim Sprechen über Preise. Fragen rund ums Geld sind eine Querschnittsmaterie und knüpfen an viele Themen an, die in der Elementarpädagogik aufgegriffen werden.
Eines davon ist die Entwicklung des Zahlenverständnisses: Im Kindergartenalter lernen Kinder nicht nur das Zählen und erweitern ihren Wortschatz an bestimmten Zahlwörtern, sondern lernen auch, mit unbestimmten Zahlwörtern (z.B. „viele“ oder „wenige“) umzugehen.
Finanzbildungsmaßnahmen im Elementarbereich haben das Potenzial, das Zahlenverständnis von Kindern zu fördern. Das funktioniert auf mehreren Ebenen:
- Die Anwendungsorientierung und der Lebensweltbezug von Finanzthemen, z.B. der Einkauf im Geschäft, machen den Sinn des Erlernens und Verwendens von Zahlen für Kinder greifbar. Beim Themenkomplex Einkaufen kann z.B. mit Spielgeld gearbeitet und gelernt werden, dass nicht alles gleich viel kostet, oder dass zwei Äpfel mehr kosten als einer.
- Das Spielen mit Spielgeld kann auch die Wahrnehmung von gedruckten Ziffern fördern. Auch wenn Kinder noch nicht lesen oder schreiben können, sind sie von Schrift umgeben („environmental print“) und lernen, Schrift als solche zu erkennen und zuzuordnen.
- Finanzbildung ermöglicht auch die Auseinandersetzung mit dem Konzept „null“, das im Elementarbereich eine Herausforderung darstellen kann. Dabei kann auch darauf geachtet werden, dass „null“ nicht automatisch negativ besetzt ist (wie etwa bei „ich habe null Zuckerl“). Dass z.B. eine Umarmung „null Euro“ kostet, kann auch positiv sein.
Umgekehrt kann ein verbessertes Zahlenverständnis auch langfristig positive Effekte auf die Finanzbildung haben. In der Forschung wird davon ausgegangen, dass ein grundlegendes Verständnis von Zahlen eine Voraussetzung für gute Finanzkompetenz ist. Studien zeigen, dass die spielerische Auseinandersetzung mit Zahlen im Kindergartenalter die mathematischen Kompetenzen nachhaltig stärken kann. Außerdem gibt es Anzeichen dafür, dass durch Zahlenspiele im Kindergartenalter auch die Einstellungen zu Mathematik und das mathematische Selbstvertrauen langfristig gestärkt werden. Das ist wichtig, weil viele Themen der Finanzbildung (z.B. Zinsrechnung, Ratenzahlung) auf mathematische Fähigkeiten und das Selbstvertrauen, diese lösen zu können, aufbauen.
Insbesondere Mädchen und Kinder aus sozioökonomisch schlechter gestellten Familien beteiligen sich aber tendenziell weniger an Zahlenspielen. Durch eine stärkere Verankerung von Zahlenspielen in Finanzbildungsangeboten im Kindergarten könnte sich hier sogar ein ausgleichender Effekt ergeben, der die Chancengleichheit aller Kinder fördert und so dem beobachteten Gender Gap in der Mathematik und Finanzbildung entgegenwirken könnte.
Wer früh Spaß am Umgang mit Zahlen entwickelt, legt damit den Grundstein für selbstbewusste Entscheidungen im späteren Umgang mit Geld.
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