OeNB-Lehrkräfte-Ausbildung: Der etwas andere Vergleich

Autor: Maximilian Estl

Vom Trainingsplatz ins Wembley-Stadion – und wie die OeNB dabei coacht

Hinweis des Autors: Der Text enthält ironische Bemerkungen, die nicht ernst genommen werden sollen und mit einem Augenzwinkern zu verstehen sind. Es wird ausdrücklich auf die Verwendung von Redewendungen und Fachjargon aus dem Fußballbereich hingewiesen. Wer mit diesem Sport wenige Berührungspunkte hat, könnte den Text möglicherweise als wenig verständlich empfinden. Für ein besseres Verständnis helfen Erläuterung bei einigen Begriffen.

Die Ausbildung zur Lehrperson ist ein Prozess, der zweifelsohne eine Dauer von 90 Minuten samt etwaiger Verlängerung bei weitem übersteigt. Der Ausbildungsweg beginnt bei der Wahl eines geeigneten Trainingszentrums für das Studium. Dort sollte man das Rüstzeug erhalten, um später auf dem Spielfeld namens Klassenzimmer bestehen und performen zu können. Dazu gehört nicht nur das isolierte Üben von Pässen, Spielzügen oder Torschüssen, sondern die Anwendung des Gelernten auf dem Spielfeld. Die alte Fußballweisheit „Im Training kannst du glänzen, aber im Spiel musst du liefern“ trifft hier, wie so oft, zu.

Manchmal liefert die gewählte Ausbildungsstätte zu wenig dieser praxisbezogenen Übung. Dafür gibt es Partnervereine, die für Leihgeschäfte zur Verfügung stehen und zusätzliche Spielpraxis ermöglichen. Die Oesterreichische Nationalbank ist im übertragenen Sinn ein solcher Verein. Sie verfügt über große Tradition und hat kein kommerzielles Interesse. Bekanntermaßen lösen Vereine, die eher den Wert der eigenen Marke im Fokus haben, gemischte Gefühle bei Fußball-Fans und -Expert:innen aus.

Auch Traditionsklubs fangen manchmal weiter unten an. So entwickelte sich die Lehrkräfteausbildung der OeNB von anfänglichen Einzeleinheiten in der Saison 2017/18 in unteren Ligen immer weiter in die höheren Spielklassen. So sind wir mittlerweile an Spielorten in ganz Österreich aktiv – seit dem letzten Jahr auch im größten Stadion Österreichs, der Universität Wien. Bereits seit 2019 sind wir in der modernsten nationalen Arena, dem WU-Campus, ihm Rahmen des Masterstudiums Wirtschaftspädagogik aktiv, um junge Talente auszubilden. Knapp 300 motivierte Akteurinnen und Akteure durchliefen bereits unser Finanzbildungstraining. Die folgende Spielstatistik liefert eine Übersicht über die tourlichen Trainingseinheiten an den unterschiedlichen Spielstätten.

Lehrveranstaltungen Tabelle

In den oben gelisteten Einheiten wird mit den Talenten über ein ganzes Semester hinweg trainiert und geübt. Dabei werden die Grundlagen zur Finanzbildung vermittelt, Leistungsdaten erhoben (Entwicklung von Methoden für den Unterricht) und Trainingsspiele (Lehrauftritte) durchgeführt. Danach sollten Sie fit genug sein, um sämtliche Phasen des Spiels (die z. B. der Lehrplan für das Fach Geografie und wirtschaftliche Bildung vorsieht) von Inflation und Geldpolitik über den persönlichen Umgang mit Geld bis hin zum Kapitalmarkt und den Zahlungsmitteln gut zu meistern.

Um diese vielen Akteur:innen auszubilden ist ein entsprechendes Trainer:innenteam notwendig. Dieses ist parallel zur Erweiterung des Kaders und der Trainingseinheiten mitgewachsen. Die erste Verpflichtung hierfür war der Autor dieser Zeilen, der 2015 fast unmittelbar von der Ausbildungsstätte des Wirtschaftspädagogik-Institutes der WU Wien unter Vertrag genommen wurde. 2017 wurde – mehr als 20 Jahre nach dem Bosman-Urteil– ein erster internationaler Transfer getätigt und der deutsche (konkret: bayrische) Offensivpädagoge Stefan Wagner verpflichtet. Gemeinsam mit der am Standort Innsbruck engagierten WIPÄD-Trainerin Manuela Gantioler-Sandsmark etablierte dieses magische Dreieck2 die österreichweit abgestimmten Trainingseinheiten an der WU und der Uni Innsbruck.

Der zwischenzeitlich neu ernannte Präsident unseres Vereins, R. Holzmann, forcierte den Bereich Finanzbildung und insbesondere den Train-the-Trainer-Bereich. Dies ermöglichte die Erweiterung unseres Trainerteams im Jahr 2020 um die Teammanagerin Rebecca Mayer. Somit war das Team in der Lage auch den Standort Salzburg intensiv zu betreuen und eine weitere wichtige Säule unserer Tätigkeit zu etablieren: das OeNB-Praktikum. Dieses wird später in diesem Beitrag näher beschrieben.

Auch der sportliche Bereich kann sich vor der Digitalisierung nicht verstecken. So wurden die eLearning-Expertinnen Nina Gehringer und Carina Berthold von einem gelb-schwarz gewandeten Verein angeworben. Dies manövrierte unsere Trainingsmöglichkeiten auf ein neues Level.

Die Nachfrage nach unserem Trainingsangebot stieg seit 2018 kontinuierlich an (siehe Diagramm). 2024 brachte glücklicherweise weitere Verstärkung aus dem Westen. Mit den in Innsbruck stationierten Eva Kaczko und Muhamed Briga, konnte unsere Expertise im fachdidaktischen Bereich und auch die Anzahl an Trainingseinheiten erweitert werden. Rebecca Mayer, die als junge Mutter nun Wichtigeres als sportliche Leistungen zu tun hat, ist uns vorübergehend abhandengekommen. Für sie hat Michaela Haumer, eine Absolventin unseres Praktikums, übernommen.

Bei diesem bereits genannten Praktikum handelt es sich um ein intensives Trainingslager in der Ausbildung angehender Lehrkräfte für wirtschaftliche Bildung. Über mehrere Monate hinweg schicken wir die besten Talente – nach eingehender Ausbildung – ins ganze Land hinaus. Dort sollen sie sich auf den kleineren und größeren Sportplätzen des Landes lernen zu beweisen.  Nach diesem intensiven Spieltraining auf realen Plätzen mit unterschiedlichen Niveaus haben die angehenden Profis reichlich Erfahrung gesammelt und Sicherheit gewonnen. 82 Talente haben dieses Praktikum bereits durchlaufen und wir hoffen dadurch einen wichtigen Beitrag für deren Laufbahn geleistet zu haben. Denn wie einst Johann Cruyff3 sagte: „Man kann man einen Spieler nicht erziehen – man kann ihn nur inspirieren.“

„Das Entscheidende ist nicht, wie wir spielen, sondern wie wir denken“, lautet ein Zitat von Jürgen Klopp. Dies ist in unserem Tätigkeitsbereich nicht unwesentlich. So gibt es im Trainerwesen unterschiedliche Strömungen und somit unterschiedliche Stilrichtungen, genau wie beim Blick auf das Thema Wirtschaft. Die einen mögen Tiki-Takaals die eine richtige Zugangsweise zum Spiel sehen, die anderen meinen Kick-and-Rush5 bringt den schnellsten Erfolg. Die Wahrheit liegt wie immer in der Mitte. Entsprechend halten wir es auch in unserem Team. Wir sind offen für alle Zugänge und versuchen deren Stärken zu berücksichtigen. Die Zusammenarbeit mit den Vertreter:innen aller unterschiedlichen Stilrichtungen ist uns besonders wichtig und dies gelingt zum Glück auch sehr gut.

1) Das Bosman-Urteil des Europäischen hob unter anderem die Beschränkungen für die Anzahl ausländischer Spieler in europäischen Ligen auf. Der Fall wurde von Jean-Marc Bosman, einem belgischen Fußballspieler, angestoßen, der gegen die Einschränkungen seiner Arbeitnehmerfreizügigkeit klagte. Das Urteil hatte weitreichende Auswirkungen auf den europäischen Fußball und ermöglichte eine größere Bewegungsfreiheit für Spieler innerhalb der EU.

2) Das magische Dreieck von Sturm Graz bezieht sich auf die legendäre Offensivkombination der Spieler Ivica Vastic, Mario Haas und Hannes Reinmayr in den späten 1990er Jahren. Dieses Trio war maßgeblich an den größten Erfolgen des Vereins beteiligt, darunter zwei österreichische Meistertitel, drei Cupsiege und mehrere Teilnahmen an der Champions League. Ebenso wurde der Begriff in der deutschen Bundesliga beim VFB Stuttgart von den Spielern Elber, Balakov und Bobic) geprägt.

3) Johan Cruyff (1947–2016) war ein niederländischer Fußballspieler und -trainer, der als einer der größten und einflussreichsten Persönlichkeiten in der Geschichte des Fußballs gilt.

4) Tiki-Taka ist ein Spielstil im Fußball, der durch kurze Pässe, ständige Bewegung und das Halten des Ballbesitzes gekennzeichnet ist. Dieser Stil wurde vor allem durch die spanische Nationalmannschaft und den FC Barcelona populär, insbesondere unter den Trainern Luis Aragonés, Vicente del Bosque und Pep Guardiola.

5) Kick-and-Rush ist ein Spielstil im Fußball, der vor allem im englischen Fußball populär ist. Dabei wird der Ball weit nach vorne geschossen, ohne unbedingt einen bestimmten Mitspieler anzuspielen.